Archiv der Kategorie: Kleidung

Das Sporthemd

Vierschnell - Mehrpersonenfahrrad

Vierschnell – Mehrpersonenfahrrad

Fast immer ist der Sunday’s Best das Mittel der Wahl. Doch wenn es darum geht, sich auf Leistung zu bringen und seinen gigantischen Beinen den wohlverdienten Auslauf zu lassen, wird es Zeit, das klassische Oberhemd gegen ein Sporthemd zu tauschen: ein Trikot.

Da wir uns auf keine halben Sachen einlassen meinen wir nicht das olfaktorisch und visuell laute „L-Ding“, um das unmissverständlich zu sagen. Denn wir nehmen es gerne wörtlich: Trikot stammt vom französischen Wort tricoter ab, was auf Deutsch stricken bedeutet. Wir sprechen also vom klassischen Wolltrikot, vorzugsweise aus Merinowolle. Merinowolle bietet, wie allgemein bekannt ist, einige Vorteile gegenüber anderen Textilien:

  • sie wärmt, auch wenn sie feucht ist
  • sie kratzt nicht und verträgt sich mit sensibler Haut
  • sie bietet einen Lichtschutzfaktor
  • sie wird aus einem nachwachsenden Rohstoff gewonnen
  • sie stellt keine Umweltbelastung bei der Entsorgung dar
  • sieht gut aus

1891 fuhr Charles Terront in 71 Stunden und 22 Minuten das wahrhaft heroische Rennen Paris-Brest-Paris mit einer Distanz von 1.200 Kilometern und gewann. Nie zuvor war ein Radfahrer so lange so weit unterwegs. Auf dem Bild unten erkennen wir, dass er sich für ein Sporthemd entschieden hatte, kein normales Oberhemd. Leider kennen wir die Eigenschaften seiner Kleindung nicht, doch es ist klar erkennbar, dass es funktionelle Kleidung ist

Charles Terront, winner of the first Paris-Brest-Paris (1891), in the organising paper "Le Petit Journal".

Charles Terront, winner of the first Paris-Brest-Paris (1891), in the organising paper „Le Petit Journal“.

Mit der Zeit verfeinerte sich das Sporthemd und bot neben dem Komfort immer mehr praktische Eigenschaften: es wurde eng-anliegend und damit aerodynamisch, es bietet dem Fahrer klug geschneiderte Rückentaschen die nichts verlieren und während der Fahrt zugänglich sind und besonders wichtig: viel Platz für die Mannschaftsfarben und bei Rennen die Farb-Insignien der momentanen Machtverhältnisse: Gelb, Grün, Rot gepunktet, Rosa.

Noch halb im Schlaf rieb ich mir die Müdigkeit aus den Augen und sah das Gelbe Trikot über einer Stuhllehne hängen. Meiner erster Gedanke war: Was mache ich im Zimmer von Merckx?
Bernard Thevenet bei der Tour 1975

Ab dem Moment wo allgemein klar war, dass sich die Behaglichkeit der Kleidung bei sportlichem Fahren positiv auf die Leistungsentfaltung auswirkt, wurde eine neue Entwicklung gezündet: das grafisch gestaltete Sporthemd. Diese Entwicklung brachte uns eine neue, charmante  Qualität der Gestaltung und führte zur vollständigen Entkoppelung der Alltagsmode und den damit verbundenen Alltagszwängen. Der Raum für eine neue, sportliche Ordnung, Emotionen und Ästhetik war geschaffen.

In Velo Veritas 2013

In Velo Veritas 2013

Lange Zeit war es schwierig zu überblicken, wer wann bei welchem Rennen welches Trikot getragen hat. Wie sahen diese Trikots aus, welche Sponsoren, welche gestalterischen Entwicklungen gab es?

Rainer Sprehe und Andreas Beune haben recherchiert und lassen uns nun in Ihrem Buch daran teilhaben. Ein Buch auf das wir sehnlichst gewartet haben:

Das Buch der Radsporttrikots
(anklicken und in den Musterseiten blättern)

Das Buch zeigt nur vordergründig eine Sammlung von Artefakten historischer Trikots die von den besten Fahrern bei ihren legendären Erfolgen getragen wurden. Die Autoren erzählen von den Trikots – es sind ungefähr 200 zu sehen – erzählen von ihrer Zeit, von ihren Fahrern und von der Geschichte des Radrennsports aus einem vollkommen neuen Blickwinkel. Und immer wieder wünscht man sich, wenigsten ein paar dieser Trikots im Original sehen zu können. Bei den im Buch gezeigten Trikots handelt es sich um Unikate aus Sammlungen, keines ist dabei, das nicht in irgend einer Form Teil der Geschichte des Radsports ist.

Beim Vienna Tweed Ride sind die historischen Mannschafts-Trikots aus Wolle immer sehr gerne gesehen (siehe Dresscode).

Eine perfekte Gelegenheit um sein historisches Sporthemd stilgerecht zu verwenden ist die In Velo Veritas. Für Sammler und Freunde der beherzten Fahrradkultur gibt es übrigens auch ein eigenes In Velo Veritas Jersey. Dieses ist, wie man hört, allerdings schon weitestgehend ausverkauft, doch vielleicht kann man in Retz am 31.05 noch eines ergattern  …

KBK Generalprobe

KBK Generalprobe 2015

Unsere Empfehlung frei nach Lichtenberg: Wer mehr als zwei Trikots hat, der verkaufe eines um davon Das Buch der Radsporttrikots zu erwerben – am besten beim Buchhändler um die Ecke (Bestelldauer ca. 24 Stunden, Kosten: ca. EUR 25,–).
Es gehört in die Bibliothek jedes Fahrradfreundes, so er auch Sinn für das Schöne hat!

Weiterführende Links:

Covadonga Verlag
In Velo Veritas
Paris-Brest-Paris

Im ¾-Takt

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle eine gut recherchierte Geschichte der Knickerbocker schreiben. Über Ursprung und Abwandlungen, etc. Aber dann bin ich d’raufgekommen, dass eine Kollegin von mir das bereits erledigt hat – siehe Online-Artikel im Standard.  
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Statt dessen gib es deshalb Tipps, wie man sich selbst eine solche „Kniebundhose“ nähen kann. Sie kommen von Isa, die sich mit ihrem Label G’wandleichen auf die Umgestaltung von Kleidungsstücken spezialisiert hat, um ihnen neues Leben einzuhauchen.

Man nehme eine alte Hose, die vielleicht unten bereits abgewetzt oder zu kurz geraten ist – oder aber auch eine Glockenhosen-Modesünde darstellt. Dann steckt man die Länge ab und zwar so, dass die Hose später abgewinkelt noch unters Knie reicht. So verhindert man, dass beim Radfahren der Abschlussbund ständig übers Knie hochrutscht und scheuert.

Wichtig für’s Radfahren ist auch, die untere Beinweite in ein bis zwei Falten zu legen, „um die Bewegungsfreiheit zu erhalten“, rät Isa. Außerdem braucht man an der Seite einen Schlitz von ca. 5cm, den durch auftrennen und verriegeln der Seitennaht erhält.

Der Bund wird aus dem abgeschnittenen Reststoff zugeschnitten und aufgenäht. Die Länge des Bundes ist so zu bemessen, dass sie die obere Wade umschließt plus 8 bis 10 cm dazu, damit man diese Mehrlänge in eine Schnalle einfädeln kann. Die Schnallen erhält man laut Isa am besten in alten Knopfgeschäften wie dem Knopfkönig. Oder aber man findet sie am Flohmarkt – dort kann man übrigens öfter auch Knickerbocker finden oder alte Hosen, die man zu solchen ummodeln (lassen) kann. Alternativ kann der Schlitz am unteren Bein natürlich auch durch mit einer Schnürung versehen werden.

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